Geschichte des Kung Fu
Die wahren Wurzeln des Kung Fu verlieren sich im Nebel der Geschichte. Es gibt zwar verschiedene mündliche Überlieferungen und Legenden, die jedoch bisher wissenschaftlich nicht bestätigt werden konnten.Ein Erklärungsansatz stützt sich auf die Schamanen der nomadischen Reiterstämme Asiens, denen in der Ur- bzw. Frühgeschichte übermenschliche Kräfte zugesprochen wurden. Nach mündlichen Überlieferungen erhielten die Schamanen ihre Macht aus dem Kosmos und aus der Erde. Sie konnten die Gestalt und Kraft von Tieren annehmen um z.B. die Kraft des Bären, oder die Erhabenheit des Adlers in sich aufzunehmen.
Bei den Urvölkern Sibiriens, Nord- und Südamerikas existieren heute noch bestimmte Tänze, die Kraft und Anmut von Tieren widerspiegeln.
Obwohl auch die Krieger der Nomadenstämme Mut und Kraft aus ritualisierten Tänzen zogen, waren es sicher keine festgelegten Bewegungsabläufe, die dem Angriff oder der Verteidigung dienten.
Erste überlieferte Bewegungsabläufe, die der Überlegenheit im Kampf dienten, entsprangen den frühen Dynastien des alten China. Über diese Zeit von vor mehr als 2000 v. Chr. existieren kaum oder keine schriftlichen Aufzeichnungen und nur wenige bronzezeitliche Ausgrabungsfunde. In den Anfängen des Kung Fu suchte der Meister einen Schüler aus, den er persönlich unterwies und der sein Nachfolger wurde. Macht und Weisheit wurden so an nur einen Nachfolger oder an einige Wenige weitergegeben. Diese Tradition entsprach der des Schamanismus, denn die frühen chinesischen Reiche waren selbst Stammeszusammenschlüsse der Nomaden oder ein Völkergemisch der indigenen Völker Chinas, die sich gegen die einfallenden Nomadenstämme wehren mussten. Ein kultureller und religiöser Einfluss war dadurch gegeben.
Die Religionen der frühen chinesischen Dynastien beruhten damals auf dem Glauben an die Kraft der Natur, die Macht der Götter und auf dem Ahnenkult. An Stelle der Schamanen traten nun jedoch die Herrscher, Abgesandte der Götter mit übermenschlichen Kräften. So galt der Kaiser Hùang Di als Eroberer und Gelehrter, der als Kriegsgott und später im Daoismus dann als Hochgott, verehrt wurde. Kenntnisse der Physiologie, Akkupunktur und Akkupressur sollen auf ihn zurückgehen und auch erste Kampftechniken. In den alten Reichen Chinas verbreiteten sich diese Kampftechniken immer stärker, einige wurden variiert, einige weiterentwickelt und andere neu erfunden. Geprägt waren diese Kampfprinzipien von der daoistischen Philosophie.
Das änderte sich im 6. Jahrhundert n. Chr. als der indische Mönch Bodhidharma die Lehre Buddhas nach China brachte. Hier beginnt der Einfluss des Chan-Buddhismus bzw. des Zen-Buddhismus (Japan) auf die Kampfkünste. Bodhidharma (oder auch Damo genannt) kannte sich nicht nur mit Fragen der spirituellen Meditation aus, er war auch in höfischen Sitten bewandert und auch in den Kampfkünsten der Priesterkaste Indiens (Brahmanenkaste).
Bodhidharma lehrte Schüler eines Klosters in Henan die Technik der "18 Hände des Buddha" zur Vervollkommnung von Körper und Geist. Obwohl Bodhidharma diese Bewegungsabläufe als Ergänzung der Meditationsübungen lehrte, erlangten sie als Kampftechnik Berühmtheit. Der Aufstieg des Shaolin Kung Fu nahm hier seinen Anfang.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte entstanden unzählige Kampfstile, die nur grob in die nördlichen (äußeren) Kung Fu Stile und die südlichen (inneren) Kung Fu Stile eingeteilt werden können. Vereinfachend kann man sagen, dass die nördlichen Stile geprägt sind von körperlicher Kraft, der Nehmerqualität des Kämpfers und einer aggressiven Angriffsstrategie; die südlichen Stile hingegen durch geistige Kraft, Flexibilität und passive Kontertechniken mit Hilfe der Kraft des Gegners, weshalb diese auch als harte und weiche Kung Fu Stile unterschieden werden.
Wing Chun (allg. Schreibweise) wird zu den weichen Kung Fu Stilen gezählt. Dennoch enthält es Taktiken und Auffassungen der harten Stile. Je nach Interpretation des Lehrers und seines Lehrers (Kung Fu Familie) kann Wing Chun ein sehr harter Stil oder ein sehr weicher sein oder irgendwas dazwischen.
Nach meiner Auffassung ist Wing Chun beides und keines von beidem. Es ist gleichzeitig weich und hart, man könnte auch sagen, es ist zur gleichen Zeit weder hart noch weich.
Geschichte des Wing Tsun
Wing Tsun (WT) ist ein aus China stammender Kung-Fu-Stil, nach der Legende von einer buddhistischen Nonne und Shaolin-Meisterin um 1750 erfunden.Die Nonne Ng Mui lehrte diesen Kung Fu Stil noch ohne ihm einen Namen zu geben. Erst eine Schülerin von ihr mit Namen Yim Wing Tsun (schöner Frühling) gab diesem Stil im späteren Verlauf ihren Namen. Wing Tsun wurde als geheime Kunst zwei Jahrhunderte lang von verschiedenen Meistern der chinesischen Kampfkünste ergänzt, weiterentwickelt und nur im kleinsten Kreis weitergegeben.
In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts war es Grossmeister Yip Man, der als erster begann öffentlich Wing Tsun zu unterrichten. Weitere Bekanntheit erlangte dieser Stil durch Bruce Lee, der in seinen jungen Jahren ein Schüler von Grossmeister Yip Man war.
Nachdem sich das WT in Hong Kong in den 70er Jahren etabliert hatte, erregte dieser Kampfstil durch seine realitätsnahe und kampfpraxisorientierte Interpretation des Kung Fu auch in Europa Aufmerksamkeit.
Heute ist die EWTO (Europäische Wing Tsun Organisation) der größte Vertreter dieses Kung-Fu-Stils. Geleitet vom deutschen Großmeister K. R. Kernspecht und seinen Meisterschülern, hat sie sich zum größten professionellen Kampfkunstverband weltweit entwickelt.